Der Törn:
Emmerich - Zutphen - Zwartsluis - Echtenerbrug - Bergum - Groningen - Veendam - Ter Apel - HRK - Ems/DEK - RHK - Rhein - Emmerich
Die Tour als GPS-Track
Die komplette Tour als GIF-Animation
Freitag, 29.05.2015
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Um 8:30 Uhr geht es los, zuerst einmal mit dem Auto nach Emmerich. Das geht ganz problemlos, kein Stau, kein dichter Verkehr, so dass ich um 10 Uhr am Hafen bin. Da ich die Woche zuvor schon alles an Bord gebracht und verstaut hatte, geht das aufklaren sehr schnell. Ich informiere noch eben die Hafenmeisterin, damit sie nicht denkt, das Boot wäre gestohlen, wenn es nun ein paar Tage nicht an seinem Platz liegt, dann geht es auch schon los.
Abfahrt ist ziemlich genau 11 Uhr, somit müsste ich, zumindest nach meiner Kalkulation, so gegen 15:30 Uhr in Zutphen ankommen. Der Rhein von Emmerich bis Lobith ist trotz des kräftigen Windes relativ ruhig.
Das liegt daran, dass der Wind aus Südost bläst, somit nicht gegen den Strom, sondern mehr von der Seite. Nach kurzer Zeit kommt der Abzweig des Griethorner Altrheins an backbord in Sicht, ab hier ist für mich Neuland, weiter war ich noch nie. Die wenige Kilometer später folgende Gabelung in Wal und Pannerdensch Kanaal habe ich mir spektakulärer vorgestellt.
Die ist so unscheinbar, das ich zweimal überprüfe, ob ich hier wirklich nach steuerbord abdrehen muss. Aber die Verantwortlichen haben Hinweisschilder aufgestellt, die meine Zweifel zerstreuen.
Na das ist ein Kontrast, vorher der „eigentliche“ Rhein, rau und ruppig und nun das hier, völlig ruhig und gemächlich fließt das Wasser dahin. Das Schöne daran ist, das man hier, genau wie auf dem Rhein, keine Geschwindigkeitsbegrenzung hat, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Ich möchte aber etwas von der Gegend sehen und fahre daher ganz gemächlich mit ca. 15 km/h vor mich hin. Eigentlich fahre ich ja nur 10 km/h, die restlichen 5 steuert das fließende Wasser bei. Ach ja, hier habe ich die erste Begegnung mit einer „Gierseilfähre“, die in der Mitte des Flusses mit einem Anker fixiert ist, dessen Trosse dann über Ankerflöße bis zur Fähre geleitet wird. Man sollte also genau schauen, auf welcher Seite die Fähre passiert werden kann.
So komme ich zügig am nächsten markanten Punkt an, der Teilung des Pannerdensch Kanaals in den Neder Rijn und die Geldersche Ijssel. An dieser Gabelung liegt Arnheim, wovon ich aber nur die „Skyline“ sehen kann, bevor ich nach steuerbord in die Gelderse Ijssel abdrehe. Hier geht es genauso gemütlich weiter, wie zuvor auf dem Pannerdensch Kanaal.
Die Hafeneinfahrt zum Vispoorthaven in Zutphen ist leicht zu übersehen. Aber ich habe ja meine Karten und so fahre ich wie empfohlen daran vorbei, um gegen den Strom aufzudrehen und dann zügig einzufahren. Die Einfahrt ist ziemlich schmal und es herrscht starker Neerstrom, dazu kommt der nun sehr böige Wind, aber ich komme gut durch das Nadelöhr und auch an den Meldesteg. Der liegt direkt nach der Einfahrt an steuerbord.
Kaum bin ich ausgestiegen, ruft mir einer der anwesenden Skipper zu, ich solle Box 1 nehmen. Die ist als einzige im vorderen Hafenbereich noch frei. Das ist aber gar nicht so einfach. Erst einmal bin ich alleine, zum zweiten ist die Gasse so eng, das man gar nicht komplett vor die Box fahren kann, drittens muss ich rückwärts zwischen den beiden anderen Booten einparken und viertens auch noch mit dem Fingersteg auf der „falschen“ Seite.
Für die die das kennen, die Box ist nicht breiter, als die in Harlesiel im letzten Sommer. Auf beiden benachbarten Booten ist die Besatzung anwesend und geht mir hilfreich zur Hand. Ja, nun liege ich hier und bin glücklich meinen ersten „Einhand“-Tag gut hinter mich gebracht zu haben.
Da ich im Internet gesehen hatte, dass es hier einen guten Indonesier (Sama Sama) geben soll, beschließe ich heute Abend dort essen zu gehen. Wie sich später herausstellt, eine gute Entscheidung. Aber vorher werden natürlich die Formalitäten beim überaus freundlichen Hafenmeister erledigt. Ich zahle incl. Strom und Kurtaxe 10,10 €, WLAN ist kostenlos, duschen kosten 50 Cent (Münzautomat). Nach dem Essen und einigen Bieren gehe ich recht früh schlafen.
Samstag, 30.05.2015
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Ich hatte mir für 7 Uhr den Wecker gestellt, bin aber schon um 6:30 Uhr aus der Koje. So früh ist noch niemand auf und ich habe die Dusche für mich alleine, sehr schön. Die Sanitäranlagen sind einfach aber sauber und in Ordnung. Wenn man kein „Schnellduscher“ ist, sollte man besser zwei 50 Cent-Stücke mitnehmen. Nach der Dusche mache ich erst einmal einen Spaziergang um den Hafen herum um ein paar schöne Fotos zu machen. Gestern ging das wegen des einsetzenden Regens nicht. Heute ist das Wetter sehr freundlich, die Sonne scheint und auch der Wind hat sich etwas gelegt.
Zurück auf dem Boot, wird erst einmal gefrühstückt und dann überlege ich mir, wie ich aus der engen Lücke wieder herauskomme. Als ich um kurz vor 9 Uhr beginne, Stuppi zur Abfahrt vorzubereiten, sind die Skipper von nebenan so nett, mir bei der Abfahrt zu helfen. So komme ich ohne Blessuren aus der Box und anschließend auch gut aus dem Hafen. Da man wegen des Neerstromes nicht zu langsam auslaufen kann und aus dem Hafen keine Sicht auf die Ijssel hat, können die sehr nah an der Hafeneinfahrt vorbeifahrenden Talfahrer zum Problem werden. Heute Morgen ist aber noch niemand unterwegs.
Ich fahre gemütlich die Ijssel hinunter bis nach Zwolle, eine schöne und abwechslungsreiche Strecke. Am Ufer wechseln sich moderne Architektur mit historischen Gebäuden ab, dazwischen immer mal wieder imposante Industriebauten.
Bei Zwolle geht es dann steuerbord zur Spooldersluis, die erste Schleuse auf meiner Rundreise. Hier muss ich ein wenig warten, was bei dem mittlerweile doch sehr starken Wind nicht unproblematisch ist.
Der Wartesteg für die Sportboote wäre eigentlich backbord, da der Wind aus dieser Richtung kommt, lasse ich mich von ihm steuerbord gegen den Anleger für die "Großen" drücken. Dadurch brauche ich nicht einmal eine Leine zu legen.
Dann geht es nach der mittlerweile eingetroffenen Zuiderzee in die Kammer. Ich komme gut an die steuerbordseitige Wand und erwische mit dem Schleusenhaken einen Ringpoller. Da ich alleine unterwegs bin, habe ich mir vorher schon überlegt, wie ich das in der Schleuse am besten handhaben kann. So habe ich mir die Bug- und Heckleine durch den Griff des Schleusenhakens geführt und diesen, so präpariert, außen an meine Dachreling gehängt. Nachdem ich auf Höhe der Poller aufgestoppt habe, brauche ich nur nach draußen und den Haken einhängen. Noch die Leinen dicht holen und schon ist alles im grünen Bereich. Es geht nur etwa einen Meter abwärts und schon ist der Spuk vorbei, das Tor geht auf und das Boot vor mir und ich fahren nach der Zuiderzee aus. Aber hier ein kleiner Schreck, kurz bevor wir am Ende der Kammer ankommen, geht die Ampel für die Ausfahrt wieder auf Rot. Das Boot vor mir führt die niederländische Flagge und es macht den Anschein, als würde der Skipper sich hier auskennen, er stoppt auf. Um nicht aufzulaufen, stoppe ich ebenfalls. Dann wird mir klar, warum wir anhalten sollen. Der Schleusenwärter lässt zuerst die hoch gedrehte Straßenbrücke, die über den Kopf der Schleuse führt, wieder ab, damit die Wartezeit für die Verkehrsteilnehmer nicht so lang wird. Als diese einrastet und der Verkehr oben rollt, dürfen auch wir ausfahren. Er hat ein gutes Augenmaß, der Schleusenwärter. Stuppi ist 3 Meter hoch, die Brücke hat eine Durchfahrtshöhe von 4,4 Meter, Respekt. Der anschließende Teil der Fahrt führt über das Zwarte Water nach Zwartsluis zu meinem heutigen Ziel.
Die kurz davor liegende Schleuse ist unproblematisch, da sie, so wie heute, meist offen steht. Also kurz gepeilt, ob mit Gegenverkehr zu rechnen ist und dann durch. Die Brücke über der Schleuse ist mit 5,5 m auch geschlossen hoch genug. Kurz nach der Durchfahrt, geht es steuerbord in den Jachthaven De Kranerweerd, hier möchte ich übernachten. Die Einfahrt ist recht schmal und hat auch noch einen Versprung, aber trotz des mittlerweile recht starken Windes komme ich gut durch. Der Hafen ist groß, mit vielen Hauptstegen und kein Hinweis auf einen Meldesteiger oder die Gästeplätze. Ich habe bei dem Wind keine Lust, in den engen Hafengassen umher zu fahren und dort einen Platz zu suchen. So hoffe ich, dass einer der freien Plätze vor den Stegköpfen mit dem erlösenden grünen Schild „Passanten“ gekennzeichnet ist. Bingo, der zweite Steg hat das Kennzeichen und ist auch noch frei. Ich kann also ganz einfach in meiner Fahrtrichtung steuerbord anlegen und festmachen.
Es ist kurz nach 16 Uhr und ich bin ziemlich genau im Plan hier angekommen. Um die Formalitäten zu erledigen, suche ich erst einmal das Büro des Hafenmeisters. Gefunden habe ich das schnell, es ist aber samstags nur bis 16 Uhr besetzt. Nun gut, kein Problem, dann frage ich mal im Hafenrestaurant nach, wie das in einem solchen Fall gehandhabt wird. „Willst Du heute Abend hier essen?“ fragt mich der Chef des Hauses. Ja, antworte ich. „Dann sind die Hafengebühren damit bezahlt.“ Super, ich ziehe erst einmal ab um den Landstrom anzuschließen, den Strom gibt es an der Säule auf dem Steg und die Sanitäranlagen zu checken. Die Anlage ist sauber und geräumig, die Duschen muss man mit 50 Cent-Stücken füttern. Nach einem guten und ausgiebigen Abendessen und ein paar Bierchen habe ich die richtige Bettschwere.
Sonntag, 31.05.2015
Lange bevor der Wecker klingelt, werde ich wach. Es prasselt draußen und außerdem stürmt es recht kräftig, keine guten Vorzeichen für die Fahrt. Um 6 Uhr stehe ich auf um duschen zu gehen. Regnen tut es nicht mehr aber es pfeift ein ordentlicher Wind. Nach der Morgentoilette schaue ich mir noch einmal die Wetterprognosen für heute an. Es sieht nicht gut aus, Wind um 5 in Böen 7 teilweise 8. Da die beweglichen Brücken bei Windstärke 7 und höher nicht mehr geöffnet werden, möchte ich das Risiko, irgendwo im nirgendwo stecken zu bleiben, nicht eingehen. Es wird also ein „Hafentag“. Die Wetterprognosen für Montag sehen auch nicht besser aus, darum beschließe ich, die Tour hier abzubrechen und am nächsten “unwetterfreien“ Tag die Strecke zurück zu fahren. Den Rest des Tages verbringe ich mit aufräumen, klar Schiff machen, lesen und im Internet nach den Wetterprognosen zu sehen. Ach ja, da der Hafenmeister heute ab 11 Uhr anwesend ist, mache ich mich auf den Weg um mich anzumelden. Schließlich bleibe ich ja noch eine weitere Nacht. Auch hier die Frage, ob ich abends im Restaurant essen möchte, dann ist damit das Liegegeld bezahlt. Strom und Wasser sind inklusive. Ob ich einen WLAN-Zugang brauche und wenn ja, für wie viele Geräte. Ich bekomme für mein Smartphone und mein Netbook jeweils einen Bon mit User und Passwort und auch das ist im Abendessen enthalten. Auf dem Rückweg zum Boot treffe ich ein nettes Paar aus der Schweiz, wir kommen ins Gespräch. Die beiden sind hier um sich Boote anzusehen. Nach 12, in Worten zwölf, Jahren der Weltumseglung hatten sie im letzten Jahr ihre Segelyacht verkauft und suchen nun eine komfortable Motoryacht um die europäischen Binnengewässer zu befahren. Wir gehen zusammen ein Bier trinken und unterhalten uns einige Stunden. Als ich wieder auf dem Boot bin, denke ich noch lange an die vielen Erlebnisse der Beiden. Am Abend mache ich mich auf den Weg ins Restaurant. Wie am Samstag ist das Essen super und ich trolle mich nach ein paar Bierchen in die Koje.
Montag, 01.06.2015
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Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Ich wache wie immer kurz vor dem Wecker auf und bin positiv überrascht, kein Regen, Sonnenschein und kein Sturm. Nun aber los, Frühstück vorbereitet, dauert bei Müsli und Kaffee nicht so lange, schnell duschen, essen und dann um kurz vor 8 Uhr los. Die erste Schleuse, Beukers Sluis, hat um 8 Uhr Dienstbeginn und ich möchte nicht in einen Stau geraten.
Als ich ankomme, wird gerade ein Sportboot hochgeschleust und ich kann anschließend sofort wieder mit nach unten. Wobei „nach unten“ relativ ist, ganze 80 cm geht es abwärts. 8:10 Uhr und ich bin durch, perfekter konnte es nicht laufen. Die anschließende Strecke führt mich über die Belter Wijde, Teile der Beulaker Wijde,
durch Giethoorn,
Steenwijk, Ossenzijl,
die Linthorst Homansluis bis nach Echtenerbrug, meinem heutigen Ziel. Sehr angenehm ist das Passieren der beweglichen Brücken. Die Brückenwärter beginnen mit der Öffnungszeremonie, wenn sie einen kommen sehen. Nimmt man Geschwindigkeit weg, muss man normalerweise nicht an den Warteplatz, sondern kann gleich weiter fahren. Die Brücken zwischen Steenwijk und Ossenzijl öffnen automatisch sobald man in eine „Lichtschranke“, oder was immer das auch ist, fährt. Echt super, Wartezeit gleich null.
Kurz vor der Linthorst Homansluis frischt der Wind wieder derbe auf. Das ist gerade jetzt ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt. Die Niederländischen Schleusenwärter sind bekannt dafür, dass sie sehr effizient die Schleusen „stopfen“. Platz für irgendein Fahrmanöver ist einfach nicht vorhanden, schon gar nicht, wenn man „Einhand“ unterwegs ist. Die anderen Boote sind viel größer und haben alle ein Bugstrahlruder, na ja, damit kann ja jeder... . Ok, ein wenig hektisch, aber es klappt dann doch. Nicht zuletzt durch die Mithilfe der anderen Skipper, es sind halt doch nette Leute. Hier ein neuer Rekord, 30 Zentimeter Fall und schon geht das talseitige Tor auf. In Echtenerbrug angekommen, muss ich zum ersten Mal eine Brücke mit „Holzschuh an der Angel“ durchfahren. Es ist unglaublich, wie geschickt und präzise der Brückenwärter den Holzschuh genau vor mir stoppen lässt, damit ich ihn greifen und die hier geforderten 2 Euro hineinlegen kann. Schwupp und schon ist der Holzschuh wieder weg. Ich habe das später von Land aus bei der Durchfahrt eines anderen Bootes fotografiert, hier die Bildfolge.
Auf der Suche nach einem Liegeplatz fahre ich bis zur Mündung in das Tjeukemeer und entscheide mich für einen freien Platz mit Steg an der steuerbordseite. Trotz des mittlerweile wieder enormen Windes, klappt das Anlegen beim ersten Versuch, ohne irgendwo anzuecken.
Den Hafenmeister muss man nicht suchen, der macht ab 18 Uhr regelmäßig seine Runde um das Liegegeld zu kassieren. Ich zahle erst einmal für eine Übernachtung, obwohl der Wind stetig zunimmt. „Ich bin morgen Abend auch wieder unterwegs, wenn du dann noch hier bist, kassiere ich halt noch eine Nacht.“
Ich erkunde den kleinen Ort und schaue mir die bewegliche Brücke, unter der ich ja auch durchgefahren war, aus der Nähe an. Es ist erstaunlich, wie oft diese Brücke gehoben wird. Der weitere Rundgang durch den Ort enthüllt die Ursache dafür. Es gibt eine riesige Charterbasis, zwei Bootstankstellen und drei Yachthäfen. Hier scheint ein Zentrum des niederländischen Wassersports zu sein. An der Brücke liegt ein hübsches Lokal mit einer Terrasse direkt am Wasser. Hier kehre ich ein und esse ausgesprochen gut. Der Ort ist recht klein, aber sehr hübsch.
Spät mache ich mich auf den Rückweg zum Boot und gehe, nachdem ich noch einmal alle Leinen kontrolliert habe, in die Koje.
Dienstag, 02.06.2015
Der heutige Tag ist so ziemlich das schlimmste und heftigste, was ich an Unwetter an Bord erlebt habe. Es ist nicht kalt und es regnet auch nur selten, aber es stürmt und zwar richtig. Die Grundgeschwindigkeit ist Windstärke 6, in Böen bis 10.
Ich tausche alle Leinen gegen solche mit Ruckdämpfern aus, um die Klampen soweit wie möglich zu entlasten. Mittlerweile bauen sich selbst im Hafen kleine Wellen auf und Stuppi schaukelt ganz schön. Die meiste Zeit verbringe ich an Bord, weil ich ein ungutes Gefühl habe, wenn ich das Boot bei diesem Wetter alleine lasse. Am frühen Nachmittag gehe ich in den Ort und trinke dort einen "Koffie" und esse ein Stück "Appeltaart", am Abend esse ich dann ein kräftiges Steak. Mit Einbruch der Dunkelheit gehe ich schlafen.
Mittwoch, 03.06.2015
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Ich wache auf, nachdem ich die Nacht wirklich erstaunlich gut geschlafen habe, trotz Wind und Wellen. Das Wetter ist besser als am Vortag aber noch weit davon entfernt, zu einem Törn einzuladen. Aber alles der Reihe nach, duschen, Frühstücken und dann überlegen, was zu tun ist. Echtenerbrug ist ein nettes kleines Dörfchen, allerdings hat man schon an einem Tag alles gesehen. So möchte ich dann doch weiter, aber komme ich bei dem Wind überhaupt aus der Box? Ich bin ja „Einhand“ unterwegs. Also vorher genau überlegt, welche Leinen können weg und welche ist die, die ich zum Schluss beim rückwärts ausfahren von Bord aus einholen kann. Mit dieser Vorbereitung klappt das Ausparken dann perfekt. Ich hole noch alle Fender an Bord, schließlich geht es ja über die Meere, dann fahre ich die paar Meter Richtung Tjeukemeer. Hier sind die Auswirkungen des Sturms noch zu sehen und zu spüren. Die Wellen sind kurz und steil und kommen auch noch von backbord achteraus.
Stuppi rollt ganz schön, aber da ich ja weiß, was sie alles meistert, habe ich keinerlei Bedenken. Die Sicht ist sehr gut, so dass die Tonnen gut und weit im voraus zu sehen sind. Es macht überhaupt keine Probleme, die nördlich Ausfahrt zu finden und auf den Scharster of Nieuwe Rijn zu gelangen.
Der Wind bläst natürlich auch hier, aber er baut keine Wellen auf, so dass die Fahrt insgesamt ruhiger wird. Wegen der unsicheren Wettersituation beschließe ich, nach Westen durch die Langweerder Wielen zu fahren, um dann auf den Prinses Margrietkanaal zu kommen. Die weitere Fahrt auf diesem Kanal und durch das Sneekermeer bis nach Bergum ist wunderschön und sehr interessant.
Ich erreiche den Jachthaven Burgumerdam schon um 13 Uhr, besser konnte es nicht laufen. Kurz überlege ich, ob ich noch bis Gerkeskloster weiterfahren soll, aber Bergum ist größer und ich brauche mal wieder ein wenig Abwechslung zu den Tagen in Echtenerbrug. Ich fahre also in den Hafen ein und erwische auch gleich einen freien Platz am Kopf eines der Stege. Anlegen, festmachen und dann erst einmal das mittlerweile sehr schöne Wetter genießen.
Nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung, nutze ich zum ersten Mal meine neue klappbare Karre, um an der nahen Tankstelle die beiden 20 l Kanister zu füllen. Nachdem ich die in den Tank des Bootes umgefüllt habe, gehe ich zum Hafenmeisterbüro, der soll so ab 17 Uhr anwesend sein. Dort sitze ich gemütlich unter großen, Schatten spendenden Bäumen und schaue auf den Hafen.
Die Formalitäten sind dann schnell erledigt und das Liegegeld bezahlt. Strom ist ebenso inklusive. wie der WLAN-Zugang. Im Ort gibt es viele Möglichkeiten gut essen zu gehen. Zurück an Bord möchte ich noch ein wenig an diesem Bericht schreiben, die Konzentration ist aber weg, so gehe ich lieber in die Koje.
Donnerstag, 04.06.2015
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Ich bin früh wach und gehe erst einmal duschen. Die Sanitäranlagen sind ausgesprochen sauber und ausreichend groß, für die Dusche muss man 50 Cent-Stücke mitnehmen. Nach dem obligatorischen Müsli und einer Tasse Earl Grey, mache ich die Leinen los und bin um kurz vor 8 Uhr bei strahlendem Sonnenschein wieder auf Tour. Unmittelbar nach Bergum geht es durch das Burgumermeer.
Auf dem weiteren Weg ist die eine oder andere bewegliche Brücke zu passieren, hier die Durchfahrt durch eine Drehbrücke mit Gegenverkehr auf der anderen Seite.
Nach 23 Kilometern die erste Schleuse des Tages, Gaarkeuken. Es liegt schon ein Sportboot an dem dafür vorgesehenen Anleger, die überall mit dem Wort „Sport“ gekennzeichnet sind. Ich lege mich dahinter und wir kommen ins Gespräch. „Wie groß ist der Fall“ frage ich, „etwa 30 Zentimeter“ ist die Antwort. Bei den Schleusen hier ist es selten nötig, die Leinen umzulegen, dafür sind die Hübe einfach zu gering. Nicht so wie in meinem Heimatrevier, wo der Hub auch schon mal 7 Meter und mehr beträgt. Nachdem der Große, der gerade hochgeschleust wird, die Kammer verlassen hat, dürfen wir hinein. steuerbord an der Wand erwische ich die Leiter mit dem Schleusenhaken auf Anhieb, fertig. Nachdem das talseitige Tor offen ist, geht die Fahrt weiter. Ich bleibe auf diesem Kanal und möchte die Oostersluis nehmen, um nach Groningen hinein zu kommen. Nach kurzer Wartezeit fahre ich als drittes Sportboot nach drei Berufsschiffen in die Schleuse ein. Es geht nur ca. 1,5 Meter nach oben, dann fahren die Großen auch schon wieder aus. Das neben uns liegende Motorschiff lässt uns freundlicherweise den Vortritt.
Nach einem kurzen Stück, geht es steuerbord Richtung Stadtmitte. Die beiden folgenden beweglichen Brücken sind mit jeweils 3,5 m Höhe für mich auch geschlossen hoch genug. Um 14 Uhr erreiche ich mein heutiges Ziel, den Passantenhafen Oosterhaven.
Nach dem Festmachen ziehe ich mich "Stadtfein" an um ein wenig das Zentrum zu erkunden. Weit komme ich nicht, denn der Weg führt mich auch an einem Boot mit deutscher Flagge vorbei, auf dem sechs junge Männer gerade ihr "Anlegebier" trinken. Ich werde als Landsmann erkannt und bekomme ein Bier angeboten. Daraus entwickelt sich ein langes und nettes Gespräch. Irgendwann komme ich dann doch noch in die Stadt, eine quirlige, lebendige Universitätsstadt.
Am Abend ein nettes Lokal zu finden, ist überhaupt kein Problem, ich entscheide mich für "mexikanisch". Zurück auf dem Boot, genieße ich noch eine Zeit lang das schöne Wetter und gehe dann schlafen.
Freitag, 05.06.2015
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Heute lasse ich es ganz gemütlich angehen, die Etappe bis Veendam ist nicht so lang. Also stehe ich recht spät auf, gehe duschen und frühstücke danach. Es ist fast 9 Uhr, als ich das Boot langsam zur Abfahrt klar mache. Auf den beiden Booten, die im Päckchen hinter mir liegen, ist die Besatzung mittlerweile auch auf den Beinen und hilft mir dabei, schadenfrei durch den Engpass aus dem Hafen zu kommen. Nun geht es unter den beiden Brücken vom Vortag wieder zurück und dann nach steuerbord in das Winschoterdiep. Hier gibt es wieder einige bewegliche Brücken. Ein Boot mit niederländischer Flagge kommt von achtern auf und ich beschließe es vorbeifahren zu lassen um dann hinter ihm zu fahren.
Die Brücken kann man über Funk anfordern und er hat mit der Sprache sicher weniger Probleme als ich. So geht es gemütlich über das ausgesprochen breite Winschoterdiep. Den Grund für diese enormen Ausmaße sieht man auf den Fotos, Werften, die große Fracht- und Containerschiffe bauen. Die müssen schließlich irgendwann mal von hier auf die Nordsee.
Hinter Zuidbroek geht es nach Süden in den Wildervanckkanaal. Dieser ist ähnlich breit wie das Winschoterdiep und führt mich bis nach Veendam.
Kurz vor der Stadt biege ich vom Kanal nach steuerbord in das Oosterdiep ab. Hier ein Schreck, der Kanal ist nun nur noch 6 Meter breit und hat sofort nach dem Abzweig eine Schleuse.
Ich überlege noch ob ich mit den mittlerweile zwei anderen Booten überhaupt in die Schleuse passe, als die Schleusenwärter mich heran winken. Mit ein bisschen Korrektur hier und da passen wir dann alle in die Kammer. Einer vom Schleusenpersonal kommt zu mir und möchte wissen, ob ich weiter in den Kanal fahren oder im Passantenhafen bleiben möchte. "Ich möchte über Nacht im Hafen bleiben", antworte ich, was ihn sehr zu erfreuen scheint. Nach wenigen Zentimetern Fall, geht das talseitige Tor auf und wir können weiter fahren. Noch eine Brücke und dann habe ich die Stege auf der steuerbordseite erreicht.
Nachdem die beiden vor mir ihren Platz eingenommen haben, steuere ich die Box dazwischen an. Durch den böigen Wind nicht ganz einfach, aber mit Hilfe des netten Engländers von der Yacht vor mir, gelingt das Anlegemanöver schließlich. Etwa 14:30 Uhr und ich bin in Veendam angekommen.
Nachdem alle festgemacht haben und der Strom angeschlossen ist, kommt Bertus, Havenmeester und Brugwachter, auf seinem Skooter vorbei um jeden einzelnen von uns in seiner Stadt willkommen zu heißen. Liegegebühren brauche ich nicht zu bezahlen, lediglich für Dusche und Toilette sind 5 Euro fällig, sofern man diese in Anspruch nehmen möchte. Strom, WLAN und Wasser ist kostenlos, ebenso die Müllentsorgung durch den Hafenmeister. Er fragt mich, wann ich weiter möchte. "Morgen früh, so gegen 9 Uhr" sage ich. "Gut, dann sind wir um 9 Uhr hier. Es wird eine entspannte Fahrt von ca. einer Stunde mit den 33 Brücken und zwei Schleusen." ist die Antwort. Er gibt mir seine Visitenkarte mit dem Hinweis, ich könne jederzeit anrufen, wenn irgendetwas nicht in Ordnung sei. Da ich das erste Mal in Veendam bin, bekomme ich von ihm noch eine Stofftasche mit Informationsmaterial zur Stadt und Umgebung. "Das ist von der Gemeinde, damit du wiederkommst." Nachdem alles geklärt ist, mache ich mich auf den Weg, den Ort zu erkunden, esse "Appeltaart" und trinke einen "Koffie". In einem schönen Biergarten trinke ich noch ein Bier und gehe dann zurück zum Hafen.
Dort unterhalte mich noch einige Zeit mit dem Skipper des Nachbarbootes. Seine Frau und er kommen aus England, allerdings nicht mit diesem Boot, das liegt immer in den Niederlanden. "Wir leben auf der Yacht und bereisen damit ganz Europa." Ich finde, das ist eine schöne Art zu leben. Später gehe ich noch lecker Abendessen, gerade noch rechtzeitig, bevor das angekündigte Gewitter losbricht. Es schüttet wie aus Eimern und die Sturmböen werfen selbst die beiden großen Boote neben mir gegen die Stege. Ich bin froh, dazwischen und somit etwas geschützt zu liegen. Das Unwetter ist nach etwa einer Stunde vorbei und ich kann mich in die Koje legen.
Samstag, 06.06.2015
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Ich schlafe nicht so gut, um 4 Uhr bin ich schon wieder wach. Der Regen hat aufgehört, aber der Wind bläst nach wie vor kräftig. Der schmale Kanal in Kombination mit dem böigen Wind macht mir Sorgen. Für einen Augenblick überlege ich, ob es eine Alternative ist, zurück zum Winschoterdiep zu fahren um dann über den Dollard und die Ems weiter zu kommen. Den Gedanken verwerfe ich aber wieder, zu großer Umweg und die Ems ist auch nicht ohne. Was kann ich tun, einen Tag hier bleiben? Das ist auch keine Alternative, der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage das gleiche Wetter vorher. Also bleibt nur, sich so gut es geht auf die kommende Strecke vorzubereiten. Ich gehe schon um 5 Uhr duschen und frühstücke anschließend. Danach gehe ich etwa 500 Meter des zu fahrenden Kanals ab, die Straße verläuft direkt daneben. Ich möchte wissen, ob und wie der Wind in den tief gelegenen Kanal fällt. Auch die Beschaffenheit der beiden Ufer schaue ich mir an und die Abstände der vielen Brücken, die für mich geöffnet werden. Zurück auf dem Boot entferne ich die Seitenteile und die Rückwand der "Kuchenbude", um die Angriffsfläche für den Wind zu verkleinern und damit ich im Notfall überall ungehindert hantieren kann. Da das steuerbordseitige Ufer zum Teil aus Spundwänden besteht, bringe ich hier zusätzlich das Fenderbrett aus. Auf der backbordseite hänge ich die Fender so tief, das sie fast das Wasser berühren, da die dortige Uferbegrenzung nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel steht. Auf beiden Seiten positioniere ich einen Bootshaken für den Fall der Fälle. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, ich werde ruhiger.
Pünktlich um 9 Uhr kommen die Brückenwächter, einer mit dem Fahrrad, der andere mit dem Skooter. Ok, jetzt zählt es, Leinen los, rückwärts aus der Box in den böigen Wind. Meine Vorbereitungen zahlen sich aus, die Windanfälligkeit hat deutlich abgenommen und ich komme gut um die nächste 90 Grad Biegung. Die erste Brücke ist noch nicht offen und ich muss aufstoppen, auch hier weniger Probleme als gedacht, Stuppi lässt sich recht gut in der Kanalmitte halten.
Kurz danach geht es weiter, die Brückenwächter haben ihre Choreografie voll drauf, ich muss nirgendwo mehr warten und komme überall super gut durch.
Etwa eine Stunde, 33 Brücken und 2 Schleusen später biege ich in den Stadskanaal ein. Der ist wieder deutlich breiter und ich bin froh, dass die Fahrt durch das Oosterdiep so gut geklappt hat.
Der Stadskanaal ist ruhig und entspannt zu fahren. Auch hier gibt es viele bewegliche Brücken und einige Schleusen, die von einem Heer von Brückenwächtern bedient werden. An der ersten Brücke werde ich gefragt, wohin es gehen soll. "Nach Ter Apel" sage ich. "Ok" ist die Antwort und die Brücke wird geöffnet. Weiter funktioniert das so, das Personal meldet mich von Brücke zu Brücke bzw. Schleuse telefonisch weiter und wenn ich die Geschwindigkeit einigermaßen einhalte, muss ich nicht einmal aufstoppen. Viele Brücken und alle Schleusen werden von Hand bedient. Die Schleusen bestehen aus Kammern, mit versetzt angeordneten Toren. Wegen des kleinen Hubs muss und kann man die Leinen nicht umlegen. Da der Jachthaven De Runde in Ter Apel ein Einfahrtstor hat, das nur 2,80 Meter hoch ist, beschließe ich, an der neuen Promenade anzulegen.
Hier wurde ein ca. 400 Meter langer Steg gebaut, der in der westlichen Hälfte mit im Boden eingelassenen Stromanschlüssen versehen ist. Der Hafenmeister von De Runde kommt morgens und abends vorbei um das Liegegeld zu kassieren. Meine Frau kommt mich besuchen, sie ist mit dem PKW fast gleichzeitig mit mir in Ter Apel angekommen. Wir schauen uns ein wenig den Ort an und gehen anschließend essen. Spät am Abend fährt sie wieder zurück. Ich bleibe noch lange auf und genieße das schöne Wetter. Da ich morgen einen "Hafentag" einlege und deshalb nicht so früh aufstehen werde gehe ich sehr spät in die Koje.
Sonntag, 07.06.2015
Es ist 8 Uhr als ich aufwache. Ich mache in aller Ruhe Frühstück und gehe erst einmal duschen. Der Weg dahin, zum eigentlichen Jachthaven, ist recht lang, aber ich nehme es als morgendlichen Spaziergang. Nachdem ich zurück bin, frühstücke ich und gehe dann den Ort und die nähere Umgebung erkunden. Auf Grund des Tipps eines niederländischen Radfahrers, mit dem ich am Morgen im Jachthaven einige Zeit gesprochen hatte, suche ich das beschriebene Kloster. Es liegt mitten im Wald, ist imposant und schön.
Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit, das Boot ein wenig aufzuräumen und in meinen Unterlagen zu lesen. Ich beschließe, ab hier eine alternative Route zu fahren. Ursprünglich wollte ich von Ter Apel über Coevorden und Almelo wieder nach Zutphen. Ich möchte aber nicht riskieren, wegen schlechten Wetters noch einmal irgendwo abwettern zu müssen. Also werde ich von hier durch den Haren Rütenbrock Kanal nach Haren, weiter über den Dortmund-Ems-Kanal, den Rhein-Herne-Kanal und den Rhein bis nach Emmerich fahren. Als Ziel für morgen setze ich mir den Ems-Yachtclub Lingen. Am späten Abend gehe ich im Ort essen und anschließend in die Koje.
Montag, 08.06.2015
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Wie immer bin ich vor dem Wecker wach. Ich mache mir mein Müsli und einen Kaffee. Während ich frühstücke, sehe ich auf der beweglichen Brücke, den Brückenwärter ankommen. Es ist 7 Uhr und die Brücken werden erst ab 8 Uhr geöffnet. Da ich Zeit habe, gehe ich dort hin und spreche den freundlichen Herrn an. Er ist gerade dabei eine große Kanne Kaffee für die Schicht zu kochen. "Ich würde gerne um 8 Uhr Richtung Deutschland fahren, geht das?" frage ich. "Aber klar" ist die Antwort, "komm einfach vor, dann mache ich die Brücke hoch und melde dich telefonisch weiter". Ich bedanke mich und gehe zurück zum Boot. Kurz vor Acht habe ich alles klar und mache die Leinen los. Kaum bin ich in Sichtweite der Brücke, geht die Ampel auch schon auf Rot/Grün und ich muss nicht einmal aufstoppen. Die nächsten Brücken und Schleusen werden nach dem gleichen Prinzip wie bisher bedient. Immer wenn man durch ist, wird man telefonisch weiter gemeldet, so dass üblicherweise keine Wartezeiten entstehen.
Ich rufe die Schleuse 1 des Haren-Rütenbrock-Kanals an, um nach dem Ablauf der Durchfahrt zu fragen. "Wenn die niederländischen Kollegen sie durch die Brücken leiten und sie denen gesagt haben, dass sie nach Deutschland wollen, rufen die mich an. Es geht also alles ganz automatisch." Sehr schön, wirklich gut organisiert das Ganze.
Kaum bin ich durch die Brücke Barnflair in den HRK abgebogen, taucht steuerbord eine Tankstelle auf. Diese hat zwar direkt am Wasser nur Diesel, aber an der Straße natürlich auch Benzin. Ich fülle beide Kanister und habe somit wieder eine beruhigende Reserve an Bord. Die Fahrt durch den Haren-Rütenbrock-Kanal ist völlig problemlos. Da der Kanal Video überwacht wird, öffnen die Brücken und Schleusen meist schon wenn ich mich ihnen nähere.
Vor der Ausfahrt aus der Schleuse Haren, zahle ich die 5 Euro für die Passage. Der Wasserstand im HRK scheint recht hoch zu sein, denn obwohl es abwärts geht, fließt über das bergseitige Tor reichlich Wasser nach.
Ab jetzt geht es auf vertrautem Gewässer weiter Richtung Süden. An der Schleuse Hüntel muss ich warten, die Kammer kommt gerade mit einem Fahrzeug zu Tal und ein Berufsschiff ist im Zulauf um zu Berg zu schleusen. Der Schleusenwärter hat mir schon mitgeteilt, dass ich mit dem zusammen hochschleusen kann. Die Wartezeit nutze ich, um im Ems-Yacht-Club Lingen anzurufen und nach einem Platz zu fragen. "Da liegt ein Plattbodensegler, dahinter kannst du liegen". Sehr schön, das wäre schon einmal geklärt. Nachdem der Dicke eingefahren ist, fahre auch ich ein und nehme die erste Leiter steuerbord. Trotz des böigen Windes klappt das ganz gut.
Auf Grund der geringen Entfernungen zwischen den weiteren Schleusen, bleibe ich hinter dem Dicken und schleuse in Meppen und Varloh mit ihm zusammen. Dann lasse ich ihn ziehen und biege backbord in die Zufahrt zum Ems-Yacht-Club Lingen ein. Der Platz hinter dem "Plattboden" ist nicht sehr groß, aber die Hafenmeisterin ist mir behilflich und kurz danach habe ich die Leinen fest. Noch die Formalitäten erledigen und dann etwas "anhübschen", denn meine Tochter kommt mich besuchen. Wir wollen zusammen essen gehen. Nach einem schönen Abend gehe ich in die Koje und schlafe sofort ein.
Dienstag, 09.06.2015
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Heute bin ich das erste Mal nicht vor dem Wecker wach geworden. Ich bereite das Frühstück vor und gehe duschen. Die Sanitäranlagen sind geräumig und sauber, Duschen kostet 1 Euro. Nach dem Müsli und der Tasse Tee mache ich die Leinen los und bin um 8 Uhr wieder unterwegs. Mein heutiges Ziel ist die "Alte Fahrt Fuestrup". Bis dahin sind es fünf Schleusen. An der ersten Schleuse, Gleesen, habe ich Glück. Ein Berufsschiff bereitet sich gerade auf die Einfahrt in die Schleusenkammer vor, als ich mich über Funk anmelde. "Da kannst du als zweites Fahrzeug mit hoch" kommt die Antwort von der Schleuse. Super, keine Wartezeit, hoffentlich geht das so weiter. Um es vorweg zu nehmen, es ging so weiter. Ich bleibe hinter dem Schiff und kann in Hesselte, Venhaus, Altenrheine, Rodde und Bevergern mit diesem zusammen schleusen. Es ist kurz nach 18 Uhr und ich bin in der alten Fahrt Fuestrup angekommen. Dort hatte ich im Laufe des Tages angerufen und nach einem Platz gefragt. "steuerbord ist alles was nach Box 65 kommt frei". Der Platz 89 hat die richtige Größe und den Steg auf der richtigen Seite. Das Anlegemanöver klappt auch alleine super.
Nach dem Festmachen, ziehe ich mich zum Abendessen um. Auf ein leckeres Essen hier im Hafenrestaurant habe ich mich schon den ganzen Tag über gefreut. Ich bin mit dem Boot mittlerweile zum dritten Mal hier und das Essen ist wirklich gut. Als kleines Beispiel hier mein Dessert, hausgemachtes Panna cotta.
Auf dem Weg treffe ich noch den Hafenmeister, der freundlicherweise auch nach "Dienstschluss" meine Anmeldung bearbeitet. Damit steht morgen einem frühen Start nichts mehr im Weg und ich gehe zeitig in die Koje.
Mittwoch, 10.06.2015
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Die Nacht ist ruhig und ich schlafe tief und fest. Wie so oft werde ich vor dem Wecker wach, es ist kurz vor 6 Uhr. Ich werde heute Morgen nur frühstücken und auf die Dusche verzichten, damit ich früh los komme. Nachdem ich die Seitenteile der Kuchenbude wieder entfernt habe, mache ich um 7 Uhr die Leinen los. Das Ziel heute ist der AMC Castrop im Rhein-Herne-Kanal oder die "Marina Flaesheim" im Wesel-Datteln-Kanal. Ich bin da noch unentschlossen, mal sehen, wie sich das zeitlich entwickelt. An Schleusen habe ich bis zum AMC nur Münster, bis Flaesheim Münster, Datteln und Ahsen. Der WDK mündet schon recht nah meinem morgigen Ziel, Emmerich, in den Rhein. Das ist ein Vorteil, der Nachteil ist, dass ich weder die Schleusen noch die Marina Flaesheim kenne. Aber jetzt geht es erst einmal Richtung Schleuse Münster. Wie immer melde ich mich über Funk an. "Die Mittelkammer kommt gerade mit einem Fahrzeug nach unten. Warte am Sportbootanleger, ich melde mich, wenn es weiter geht".
Nachdem das Fahrzeug aus der Kammer heraus ist, höre ich über Funk, wie sich ein weiteres Schiff zur Schleusung zu Tal anmeldet. "Das Sportboot im Unterwasser kann in die Mittelkammer" tönt es aus dem Funkgerät. "Die Mittelkammer kommt mit einem Sportboot nach oben" ist die Information an das nahende Berufsschiff. Also rein und gleich an der ersten Leiter steuerbord aufgestoppt. Klappt alles super, aber als ich so draußen stehe, sehe ich, dass es bis zur gelben Markierung doch etwas eng ist. Da ich ja alleine in der Kammer bin, verhole ich Stuppi zu der etwas weiter vorne liegenden Reihe Nischenpoller. Hier muss ich zwar umlegen, die Abstände zum nächsten Poller sind aber so komfortabel, dass das keine Probleme bereitet. Zu beachten ist, das der eigentliche Schleusenvorgang sehr langsam abläuft, also nicht ungeduldig werden. Nach der Ausfahrt geht es bis zum Dattelner Meer nun ohne Schleusen weiter. Aufstoppen muss ich aber trotzdem, so ein Wendemanöver dauert schon mal seine Zeit.
Auch die Fahrt durch diese Baustelle ist nicht ganz ohne. Ich habe mich vorher über Funk angemeldet, damit die kreuz und quer fahrenden Lastkähne wissen, dass ich hier unterwegs bin und um die Begegnung mit Talfahrern in der Baustelle zu vermeiden.
Kurz vor dem Dattelner Meer fällt die Entscheidung über die weitere Strecke, Rhein-Herne-Kanal, somit ist das heutige Ziel der AMC. Hier komme ich um 15 Uhr an und mache gleich an der Außenmole fest. Das ist mein zweiter Besuch mit dem Boot, deshalb kenne ich mich recht gut aus. Nach dem Festmachen gehe ich zum Hafenmeister und erledige die Formalitäten. Da ich heute Morgen auf die Dusche verzichtet habe und ich mich für das Abendessen umziehen will, gehe ich nun duschen. Dadurch kann ich morgen sehr früh los. Nach einem sehr guten Essen im Hafenrestaurant, setze ich mich gemütlich aufs Boot und schaue dem Treiben auf dem Wasser zu.
Irgendwann wird es doch zu kühl und ich gehe in die Koje.
Donnerstag, 11.06.2015
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Heute bin ich schon um 5:30 Uhr wach. Da ich gestern Abend geduscht habe, mache ich nach dem Frühstück um 6:30 Uhr die Leinen los und melde mich per Funk an der Schleuse Herne. "Geh erst mal an den Sportbootanleger, ich melde mich wenn es weiter geht". Also anlegen und warten. Es dauert aber nur ein paar Minuten bis sich die Schleuse meldet und ich in die Kammer einfahren kann. Kurze Zeit später bin ich im Unterwasser. Bis zur nächsten Schleuse, Wanne-Eickel, sind es nur sechs Kilometer. Hier habe ich Glück und kann sofort hinter der Eiltank 4 als zweites Fahrzeug in die Kammer. Ich beschließe, auf dem weiteren Weg hinter der Eiltank 4 zu bleiben. Dadurch habe ich bei den folgenden Schleusen, Gelsenkirchen, Oberhausen und Meiderich keine Wartezeiten. Überhaupt ist das Schleusen auf dem Rhein-Herne-Kanal wie immer entspannt, da das Schleusenpersonal wie immer sehr freundlich und hilfsbereit ist. Nachdem ich die letzte Schleuse passiert habe und im Duisburger Hafen angelangt bin, stoppe ich erst einmal auf und bereite das Boot für den „Ritt“ auf dem Rhein vor. Das heißt, alle Fender an Bord holen, alle losen Gegenstände auf der Plicht festzurren, die Luken schließen und die Leinen so festlegen, das keine ins Wasser rutschen kann. Dann geht es gemächlich Richtung Rhein. Vom Hafenkanal bis nach Emmerich sind es knapp 80 Kilometer. Als ich auf den Rhein hinaus fahre, ist der erstaunlich ruhig, obwohl schon ein ordentlicher Wind bläst. Also, den Hebel auf den Tisch gelegt und los geht es. Nach so vielen Tagen des langsamen und gemütlichen Fahrens auf den Kanälen macht es nun doppelt so viel Spaß, mal wieder richtig Gas geben zu können. So vergeht die Zeit bis Emmerich wie im Flug und ich mache um 15:30 Uhr nach 14 Tagen und knapp 750 Kilometern in Emmerich an meinem Liegeplatz fest.
Fazit:
Der Törn war anstrengend, besonders da ich Einhand unterwegs war,
wunderschön was die Landschaft und Häfen angeht,
aufregend wegen des doch heftigen Windes, der "Sturmtage", der beweglichen Brücken und handbedienten Schleusen
und sehr interessant, wegen der vielen Menschen, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin.
Es hat sich gelohnt!
Emmerich - Zutphen - Zwartsluis - Echtenerbrug - Bergum - Groningen - Veendam - Ter Apel - HRK - Ems/DEK - RHK - Rhein - Emmerich
Die Tour als GPS-Track
Die komplette Tour als GIF-Animation
Freitag, 29.05.2015
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Um 8:30 Uhr geht es los, zuerst einmal mit dem Auto nach Emmerich. Das geht ganz problemlos, kein Stau, kein dichter Verkehr, so dass ich um 10 Uhr am Hafen bin. Da ich die Woche zuvor schon alles an Bord gebracht und verstaut hatte, geht das aufklaren sehr schnell. Ich informiere noch eben die Hafenmeisterin, damit sie nicht denkt, das Boot wäre gestohlen, wenn es nun ein paar Tage nicht an seinem Platz liegt, dann geht es auch schon los.
Abfahrt ist ziemlich genau 11 Uhr, somit müsste ich, zumindest nach meiner Kalkulation, so gegen 15:30 Uhr in Zutphen ankommen. Der Rhein von Emmerich bis Lobith ist trotz des kräftigen Windes relativ ruhig.
Das liegt daran, dass der Wind aus Südost bläst, somit nicht gegen den Strom, sondern mehr von der Seite. Nach kurzer Zeit kommt der Abzweig des Griethorner Altrheins an backbord in Sicht, ab hier ist für mich Neuland, weiter war ich noch nie. Die wenige Kilometer später folgende Gabelung in Wal und Pannerdensch Kanaal habe ich mir spektakulärer vorgestellt.
Die ist so unscheinbar, das ich zweimal überprüfe, ob ich hier wirklich nach steuerbord abdrehen muss. Aber die Verantwortlichen haben Hinweisschilder aufgestellt, die meine Zweifel zerstreuen.
Na das ist ein Kontrast, vorher der „eigentliche“ Rhein, rau und ruppig und nun das hier, völlig ruhig und gemächlich fließt das Wasser dahin. Das Schöne daran ist, das man hier, genau wie auf dem Rhein, keine Geschwindigkeitsbegrenzung hat, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Ich möchte aber etwas von der Gegend sehen und fahre daher ganz gemächlich mit ca. 15 km/h vor mich hin. Eigentlich fahre ich ja nur 10 km/h, die restlichen 5 steuert das fließende Wasser bei. Ach ja, hier habe ich die erste Begegnung mit einer „Gierseilfähre“, die in der Mitte des Flusses mit einem Anker fixiert ist, dessen Trosse dann über Ankerflöße bis zur Fähre geleitet wird. Man sollte also genau schauen, auf welcher Seite die Fähre passiert werden kann.
So komme ich zügig am nächsten markanten Punkt an, der Teilung des Pannerdensch Kanaals in den Neder Rijn und die Geldersche Ijssel. An dieser Gabelung liegt Arnheim, wovon ich aber nur die „Skyline“ sehen kann, bevor ich nach steuerbord in die Gelderse Ijssel abdrehe. Hier geht es genauso gemütlich weiter, wie zuvor auf dem Pannerdensch Kanaal.
Die Hafeneinfahrt zum Vispoorthaven in Zutphen ist leicht zu übersehen. Aber ich habe ja meine Karten und so fahre ich wie empfohlen daran vorbei, um gegen den Strom aufzudrehen und dann zügig einzufahren. Die Einfahrt ist ziemlich schmal und es herrscht starker Neerstrom, dazu kommt der nun sehr böige Wind, aber ich komme gut durch das Nadelöhr und auch an den Meldesteg. Der liegt direkt nach der Einfahrt an steuerbord.
Kaum bin ich ausgestiegen, ruft mir einer der anwesenden Skipper zu, ich solle Box 1 nehmen. Die ist als einzige im vorderen Hafenbereich noch frei. Das ist aber gar nicht so einfach. Erst einmal bin ich alleine, zum zweiten ist die Gasse so eng, das man gar nicht komplett vor die Box fahren kann, drittens muss ich rückwärts zwischen den beiden anderen Booten einparken und viertens auch noch mit dem Fingersteg auf der „falschen“ Seite.
Für die die das kennen, die Box ist nicht breiter, als die in Harlesiel im letzten Sommer. Auf beiden benachbarten Booten ist die Besatzung anwesend und geht mir hilfreich zur Hand. Ja, nun liege ich hier und bin glücklich meinen ersten „Einhand“-Tag gut hinter mich gebracht zu haben.
Da ich im Internet gesehen hatte, dass es hier einen guten Indonesier (Sama Sama) geben soll, beschließe ich heute Abend dort essen zu gehen. Wie sich später herausstellt, eine gute Entscheidung. Aber vorher werden natürlich die Formalitäten beim überaus freundlichen Hafenmeister erledigt. Ich zahle incl. Strom und Kurtaxe 10,10 €, WLAN ist kostenlos, duschen kosten 50 Cent (Münzautomat). Nach dem Essen und einigen Bieren gehe ich recht früh schlafen.
Samstag, 30.05.2015
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Ich hatte mir für 7 Uhr den Wecker gestellt, bin aber schon um 6:30 Uhr aus der Koje. So früh ist noch niemand auf und ich habe die Dusche für mich alleine, sehr schön. Die Sanitäranlagen sind einfach aber sauber und in Ordnung. Wenn man kein „Schnellduscher“ ist, sollte man besser zwei 50 Cent-Stücke mitnehmen. Nach der Dusche mache ich erst einmal einen Spaziergang um den Hafen herum um ein paar schöne Fotos zu machen. Gestern ging das wegen des einsetzenden Regens nicht. Heute ist das Wetter sehr freundlich, die Sonne scheint und auch der Wind hat sich etwas gelegt.
Zurück auf dem Boot, wird erst einmal gefrühstückt und dann überlege ich mir, wie ich aus der engen Lücke wieder herauskomme. Als ich um kurz vor 9 Uhr beginne, Stuppi zur Abfahrt vorzubereiten, sind die Skipper von nebenan so nett, mir bei der Abfahrt zu helfen. So komme ich ohne Blessuren aus der Box und anschließend auch gut aus dem Hafen. Da man wegen des Neerstromes nicht zu langsam auslaufen kann und aus dem Hafen keine Sicht auf die Ijssel hat, können die sehr nah an der Hafeneinfahrt vorbeifahrenden Talfahrer zum Problem werden. Heute Morgen ist aber noch niemand unterwegs.
Ich fahre gemütlich die Ijssel hinunter bis nach Zwolle, eine schöne und abwechslungsreiche Strecke. Am Ufer wechseln sich moderne Architektur mit historischen Gebäuden ab, dazwischen immer mal wieder imposante Industriebauten.
Bei Zwolle geht es dann steuerbord zur Spooldersluis, die erste Schleuse auf meiner Rundreise. Hier muss ich ein wenig warten, was bei dem mittlerweile doch sehr starken Wind nicht unproblematisch ist.
Der Wartesteg für die Sportboote wäre eigentlich backbord, da der Wind aus dieser Richtung kommt, lasse ich mich von ihm steuerbord gegen den Anleger für die "Großen" drücken. Dadurch brauche ich nicht einmal eine Leine zu legen.
Dann geht es nach der mittlerweile eingetroffenen Zuiderzee in die Kammer. Ich komme gut an die steuerbordseitige Wand und erwische mit dem Schleusenhaken einen Ringpoller. Da ich alleine unterwegs bin, habe ich mir vorher schon überlegt, wie ich das in der Schleuse am besten handhaben kann. So habe ich mir die Bug- und Heckleine durch den Griff des Schleusenhakens geführt und diesen, so präpariert, außen an meine Dachreling gehängt. Nachdem ich auf Höhe der Poller aufgestoppt habe, brauche ich nur nach draußen und den Haken einhängen. Noch die Leinen dicht holen und schon ist alles im grünen Bereich. Es geht nur etwa einen Meter abwärts und schon ist der Spuk vorbei, das Tor geht auf und das Boot vor mir und ich fahren nach der Zuiderzee aus. Aber hier ein kleiner Schreck, kurz bevor wir am Ende der Kammer ankommen, geht die Ampel für die Ausfahrt wieder auf Rot. Das Boot vor mir führt die niederländische Flagge und es macht den Anschein, als würde der Skipper sich hier auskennen, er stoppt auf. Um nicht aufzulaufen, stoppe ich ebenfalls. Dann wird mir klar, warum wir anhalten sollen. Der Schleusenwärter lässt zuerst die hoch gedrehte Straßenbrücke, die über den Kopf der Schleuse führt, wieder ab, damit die Wartezeit für die Verkehrsteilnehmer nicht so lang wird. Als diese einrastet und der Verkehr oben rollt, dürfen auch wir ausfahren. Er hat ein gutes Augenmaß, der Schleusenwärter. Stuppi ist 3 Meter hoch, die Brücke hat eine Durchfahrtshöhe von 4,4 Meter, Respekt. Der anschließende Teil der Fahrt führt über das Zwarte Water nach Zwartsluis zu meinem heutigen Ziel.
Die kurz davor liegende Schleuse ist unproblematisch, da sie, so wie heute, meist offen steht. Also kurz gepeilt, ob mit Gegenverkehr zu rechnen ist und dann durch. Die Brücke über der Schleuse ist mit 5,5 m auch geschlossen hoch genug. Kurz nach der Durchfahrt, geht es steuerbord in den Jachthaven De Kranerweerd, hier möchte ich übernachten. Die Einfahrt ist recht schmal und hat auch noch einen Versprung, aber trotz des mittlerweile recht starken Windes komme ich gut durch. Der Hafen ist groß, mit vielen Hauptstegen und kein Hinweis auf einen Meldesteiger oder die Gästeplätze. Ich habe bei dem Wind keine Lust, in den engen Hafengassen umher zu fahren und dort einen Platz zu suchen. So hoffe ich, dass einer der freien Plätze vor den Stegköpfen mit dem erlösenden grünen Schild „Passanten“ gekennzeichnet ist. Bingo, der zweite Steg hat das Kennzeichen und ist auch noch frei. Ich kann also ganz einfach in meiner Fahrtrichtung steuerbord anlegen und festmachen.
Es ist kurz nach 16 Uhr und ich bin ziemlich genau im Plan hier angekommen. Um die Formalitäten zu erledigen, suche ich erst einmal das Büro des Hafenmeisters. Gefunden habe ich das schnell, es ist aber samstags nur bis 16 Uhr besetzt. Nun gut, kein Problem, dann frage ich mal im Hafenrestaurant nach, wie das in einem solchen Fall gehandhabt wird. „Willst Du heute Abend hier essen?“ fragt mich der Chef des Hauses. Ja, antworte ich. „Dann sind die Hafengebühren damit bezahlt.“ Super, ich ziehe erst einmal ab um den Landstrom anzuschließen, den Strom gibt es an der Säule auf dem Steg und die Sanitäranlagen zu checken. Die Anlage ist sauber und geräumig, die Duschen muss man mit 50 Cent-Stücken füttern. Nach einem guten und ausgiebigen Abendessen und ein paar Bierchen habe ich die richtige Bettschwere.
Sonntag, 31.05.2015
Lange bevor der Wecker klingelt, werde ich wach. Es prasselt draußen und außerdem stürmt es recht kräftig, keine guten Vorzeichen für die Fahrt. Um 6 Uhr stehe ich auf um duschen zu gehen. Regnen tut es nicht mehr aber es pfeift ein ordentlicher Wind. Nach der Morgentoilette schaue ich mir noch einmal die Wetterprognosen für heute an. Es sieht nicht gut aus, Wind um 5 in Böen 7 teilweise 8. Da die beweglichen Brücken bei Windstärke 7 und höher nicht mehr geöffnet werden, möchte ich das Risiko, irgendwo im nirgendwo stecken zu bleiben, nicht eingehen. Es wird also ein „Hafentag“. Die Wetterprognosen für Montag sehen auch nicht besser aus, darum beschließe ich, die Tour hier abzubrechen und am nächsten “unwetterfreien“ Tag die Strecke zurück zu fahren. Den Rest des Tages verbringe ich mit aufräumen, klar Schiff machen, lesen und im Internet nach den Wetterprognosen zu sehen. Ach ja, da der Hafenmeister heute ab 11 Uhr anwesend ist, mache ich mich auf den Weg um mich anzumelden. Schließlich bleibe ich ja noch eine weitere Nacht. Auch hier die Frage, ob ich abends im Restaurant essen möchte, dann ist damit das Liegegeld bezahlt. Strom und Wasser sind inklusive. Ob ich einen WLAN-Zugang brauche und wenn ja, für wie viele Geräte. Ich bekomme für mein Smartphone und mein Netbook jeweils einen Bon mit User und Passwort und auch das ist im Abendessen enthalten. Auf dem Rückweg zum Boot treffe ich ein nettes Paar aus der Schweiz, wir kommen ins Gespräch. Die beiden sind hier um sich Boote anzusehen. Nach 12, in Worten zwölf, Jahren der Weltumseglung hatten sie im letzten Jahr ihre Segelyacht verkauft und suchen nun eine komfortable Motoryacht um die europäischen Binnengewässer zu befahren. Wir gehen zusammen ein Bier trinken und unterhalten uns einige Stunden. Als ich wieder auf dem Boot bin, denke ich noch lange an die vielen Erlebnisse der Beiden. Am Abend mache ich mich auf den Weg ins Restaurant. Wie am Samstag ist das Essen super und ich trolle mich nach ein paar Bierchen in die Koje.
Montag, 01.06.2015
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Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Ich wache wie immer kurz vor dem Wecker auf und bin positiv überrascht, kein Regen, Sonnenschein und kein Sturm. Nun aber los, Frühstück vorbereitet, dauert bei Müsli und Kaffee nicht so lange, schnell duschen, essen und dann um kurz vor 8 Uhr los. Die erste Schleuse, Beukers Sluis, hat um 8 Uhr Dienstbeginn und ich möchte nicht in einen Stau geraten.
Als ich ankomme, wird gerade ein Sportboot hochgeschleust und ich kann anschließend sofort wieder mit nach unten. Wobei „nach unten“ relativ ist, ganze 80 cm geht es abwärts. 8:10 Uhr und ich bin durch, perfekter konnte es nicht laufen. Die anschließende Strecke führt mich über die Belter Wijde, Teile der Beulaker Wijde,
durch Giethoorn,
Steenwijk, Ossenzijl,
die Linthorst Homansluis bis nach Echtenerbrug, meinem heutigen Ziel. Sehr angenehm ist das Passieren der beweglichen Brücken. Die Brückenwärter beginnen mit der Öffnungszeremonie, wenn sie einen kommen sehen. Nimmt man Geschwindigkeit weg, muss man normalerweise nicht an den Warteplatz, sondern kann gleich weiter fahren. Die Brücken zwischen Steenwijk und Ossenzijl öffnen automatisch sobald man in eine „Lichtschranke“, oder was immer das auch ist, fährt. Echt super, Wartezeit gleich null.
Kurz vor der Linthorst Homansluis frischt der Wind wieder derbe auf. Das ist gerade jetzt ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt. Die Niederländischen Schleusenwärter sind bekannt dafür, dass sie sehr effizient die Schleusen „stopfen“. Platz für irgendein Fahrmanöver ist einfach nicht vorhanden, schon gar nicht, wenn man „Einhand“ unterwegs ist. Die anderen Boote sind viel größer und haben alle ein Bugstrahlruder, na ja, damit kann ja jeder... . Ok, ein wenig hektisch, aber es klappt dann doch. Nicht zuletzt durch die Mithilfe der anderen Skipper, es sind halt doch nette Leute. Hier ein neuer Rekord, 30 Zentimeter Fall und schon geht das talseitige Tor auf. In Echtenerbrug angekommen, muss ich zum ersten Mal eine Brücke mit „Holzschuh an der Angel“ durchfahren. Es ist unglaublich, wie geschickt und präzise der Brückenwärter den Holzschuh genau vor mir stoppen lässt, damit ich ihn greifen und die hier geforderten 2 Euro hineinlegen kann. Schwupp und schon ist der Holzschuh wieder weg. Ich habe das später von Land aus bei der Durchfahrt eines anderen Bootes fotografiert, hier die Bildfolge.
Auf der Suche nach einem Liegeplatz fahre ich bis zur Mündung in das Tjeukemeer und entscheide mich für einen freien Platz mit Steg an der steuerbordseite. Trotz des mittlerweile wieder enormen Windes, klappt das Anlegen beim ersten Versuch, ohne irgendwo anzuecken.
Den Hafenmeister muss man nicht suchen, der macht ab 18 Uhr regelmäßig seine Runde um das Liegegeld zu kassieren. Ich zahle erst einmal für eine Übernachtung, obwohl der Wind stetig zunimmt. „Ich bin morgen Abend auch wieder unterwegs, wenn du dann noch hier bist, kassiere ich halt noch eine Nacht.“
Ich erkunde den kleinen Ort und schaue mir die bewegliche Brücke, unter der ich ja auch durchgefahren war, aus der Nähe an. Es ist erstaunlich, wie oft diese Brücke gehoben wird. Der weitere Rundgang durch den Ort enthüllt die Ursache dafür. Es gibt eine riesige Charterbasis, zwei Bootstankstellen und drei Yachthäfen. Hier scheint ein Zentrum des niederländischen Wassersports zu sein. An der Brücke liegt ein hübsches Lokal mit einer Terrasse direkt am Wasser. Hier kehre ich ein und esse ausgesprochen gut. Der Ort ist recht klein, aber sehr hübsch.
Spät mache ich mich auf den Rückweg zum Boot und gehe, nachdem ich noch einmal alle Leinen kontrolliert habe, in die Koje.
Dienstag, 02.06.2015
Der heutige Tag ist so ziemlich das schlimmste und heftigste, was ich an Unwetter an Bord erlebt habe. Es ist nicht kalt und es regnet auch nur selten, aber es stürmt und zwar richtig. Die Grundgeschwindigkeit ist Windstärke 6, in Böen bis 10.
Ich tausche alle Leinen gegen solche mit Ruckdämpfern aus, um die Klampen soweit wie möglich zu entlasten. Mittlerweile bauen sich selbst im Hafen kleine Wellen auf und Stuppi schaukelt ganz schön. Die meiste Zeit verbringe ich an Bord, weil ich ein ungutes Gefühl habe, wenn ich das Boot bei diesem Wetter alleine lasse. Am frühen Nachmittag gehe ich in den Ort und trinke dort einen "Koffie" und esse ein Stück "Appeltaart", am Abend esse ich dann ein kräftiges Steak. Mit Einbruch der Dunkelheit gehe ich schlafen.
Mittwoch, 03.06.2015
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Ich wache auf, nachdem ich die Nacht wirklich erstaunlich gut geschlafen habe, trotz Wind und Wellen. Das Wetter ist besser als am Vortag aber noch weit davon entfernt, zu einem Törn einzuladen. Aber alles der Reihe nach, duschen, Frühstücken und dann überlegen, was zu tun ist. Echtenerbrug ist ein nettes kleines Dörfchen, allerdings hat man schon an einem Tag alles gesehen. So möchte ich dann doch weiter, aber komme ich bei dem Wind überhaupt aus der Box? Ich bin ja „Einhand“ unterwegs. Also vorher genau überlegt, welche Leinen können weg und welche ist die, die ich zum Schluss beim rückwärts ausfahren von Bord aus einholen kann. Mit dieser Vorbereitung klappt das Ausparken dann perfekt. Ich hole noch alle Fender an Bord, schließlich geht es ja über die Meere, dann fahre ich die paar Meter Richtung Tjeukemeer. Hier sind die Auswirkungen des Sturms noch zu sehen und zu spüren. Die Wellen sind kurz und steil und kommen auch noch von backbord achteraus.
Stuppi rollt ganz schön, aber da ich ja weiß, was sie alles meistert, habe ich keinerlei Bedenken. Die Sicht ist sehr gut, so dass die Tonnen gut und weit im voraus zu sehen sind. Es macht überhaupt keine Probleme, die nördlich Ausfahrt zu finden und auf den Scharster of Nieuwe Rijn zu gelangen.
Der Wind bläst natürlich auch hier, aber er baut keine Wellen auf, so dass die Fahrt insgesamt ruhiger wird. Wegen der unsicheren Wettersituation beschließe ich, nach Westen durch die Langweerder Wielen zu fahren, um dann auf den Prinses Margrietkanaal zu kommen. Die weitere Fahrt auf diesem Kanal und durch das Sneekermeer bis nach Bergum ist wunderschön und sehr interessant.
Ich erreiche den Jachthaven Burgumerdam schon um 13 Uhr, besser konnte es nicht laufen. Kurz überlege ich, ob ich noch bis Gerkeskloster weiterfahren soll, aber Bergum ist größer und ich brauche mal wieder ein wenig Abwechslung zu den Tagen in Echtenerbrug. Ich fahre also in den Hafen ein und erwische auch gleich einen freien Platz am Kopf eines der Stege. Anlegen, festmachen und dann erst einmal das mittlerweile sehr schöne Wetter genießen.
Nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung, nutze ich zum ersten Mal meine neue klappbare Karre, um an der nahen Tankstelle die beiden 20 l Kanister zu füllen. Nachdem ich die in den Tank des Bootes umgefüllt habe, gehe ich zum Hafenmeisterbüro, der soll so ab 17 Uhr anwesend sein. Dort sitze ich gemütlich unter großen, Schatten spendenden Bäumen und schaue auf den Hafen.
Die Formalitäten sind dann schnell erledigt und das Liegegeld bezahlt. Strom ist ebenso inklusive. wie der WLAN-Zugang. Im Ort gibt es viele Möglichkeiten gut essen zu gehen. Zurück an Bord möchte ich noch ein wenig an diesem Bericht schreiben, die Konzentration ist aber weg, so gehe ich lieber in die Koje.
Donnerstag, 04.06.2015
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Ich bin früh wach und gehe erst einmal duschen. Die Sanitäranlagen sind ausgesprochen sauber und ausreichend groß, für die Dusche muss man 50 Cent-Stücke mitnehmen. Nach dem obligatorischen Müsli und einer Tasse Earl Grey, mache ich die Leinen los und bin um kurz vor 8 Uhr bei strahlendem Sonnenschein wieder auf Tour. Unmittelbar nach Bergum geht es durch das Burgumermeer.
Auf dem weiteren Weg ist die eine oder andere bewegliche Brücke zu passieren, hier die Durchfahrt durch eine Drehbrücke mit Gegenverkehr auf der anderen Seite.
Nach 23 Kilometern die erste Schleuse des Tages, Gaarkeuken. Es liegt schon ein Sportboot an dem dafür vorgesehenen Anleger, die überall mit dem Wort „Sport“ gekennzeichnet sind. Ich lege mich dahinter und wir kommen ins Gespräch. „Wie groß ist der Fall“ frage ich, „etwa 30 Zentimeter“ ist die Antwort. Bei den Schleusen hier ist es selten nötig, die Leinen umzulegen, dafür sind die Hübe einfach zu gering. Nicht so wie in meinem Heimatrevier, wo der Hub auch schon mal 7 Meter und mehr beträgt. Nachdem der Große, der gerade hochgeschleust wird, die Kammer verlassen hat, dürfen wir hinein. steuerbord an der Wand erwische ich die Leiter mit dem Schleusenhaken auf Anhieb, fertig. Nachdem das talseitige Tor offen ist, geht die Fahrt weiter. Ich bleibe auf diesem Kanal und möchte die Oostersluis nehmen, um nach Groningen hinein zu kommen. Nach kurzer Wartezeit fahre ich als drittes Sportboot nach drei Berufsschiffen in die Schleuse ein. Es geht nur ca. 1,5 Meter nach oben, dann fahren die Großen auch schon wieder aus. Das neben uns liegende Motorschiff lässt uns freundlicherweise den Vortritt.
Nach einem kurzen Stück, geht es steuerbord Richtung Stadtmitte. Die beiden folgenden beweglichen Brücken sind mit jeweils 3,5 m Höhe für mich auch geschlossen hoch genug. Um 14 Uhr erreiche ich mein heutiges Ziel, den Passantenhafen Oosterhaven.
Nach dem Festmachen ziehe ich mich "Stadtfein" an um ein wenig das Zentrum zu erkunden. Weit komme ich nicht, denn der Weg führt mich auch an einem Boot mit deutscher Flagge vorbei, auf dem sechs junge Männer gerade ihr "Anlegebier" trinken. Ich werde als Landsmann erkannt und bekomme ein Bier angeboten. Daraus entwickelt sich ein langes und nettes Gespräch. Irgendwann komme ich dann doch noch in die Stadt, eine quirlige, lebendige Universitätsstadt.
Am Abend ein nettes Lokal zu finden, ist überhaupt kein Problem, ich entscheide mich für "mexikanisch". Zurück auf dem Boot, genieße ich noch eine Zeit lang das schöne Wetter und gehe dann schlafen.
Freitag, 05.06.2015
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Heute lasse ich es ganz gemütlich angehen, die Etappe bis Veendam ist nicht so lang. Also stehe ich recht spät auf, gehe duschen und frühstücke danach. Es ist fast 9 Uhr, als ich das Boot langsam zur Abfahrt klar mache. Auf den beiden Booten, die im Päckchen hinter mir liegen, ist die Besatzung mittlerweile auch auf den Beinen und hilft mir dabei, schadenfrei durch den Engpass aus dem Hafen zu kommen. Nun geht es unter den beiden Brücken vom Vortag wieder zurück und dann nach steuerbord in das Winschoterdiep. Hier gibt es wieder einige bewegliche Brücken. Ein Boot mit niederländischer Flagge kommt von achtern auf und ich beschließe es vorbeifahren zu lassen um dann hinter ihm zu fahren.
Die Brücken kann man über Funk anfordern und er hat mit der Sprache sicher weniger Probleme als ich. So geht es gemütlich über das ausgesprochen breite Winschoterdiep. Den Grund für diese enormen Ausmaße sieht man auf den Fotos, Werften, die große Fracht- und Containerschiffe bauen. Die müssen schließlich irgendwann mal von hier auf die Nordsee.
Hinter Zuidbroek geht es nach Süden in den Wildervanckkanaal. Dieser ist ähnlich breit wie das Winschoterdiep und führt mich bis nach Veendam.
Kurz vor der Stadt biege ich vom Kanal nach steuerbord in das Oosterdiep ab. Hier ein Schreck, der Kanal ist nun nur noch 6 Meter breit und hat sofort nach dem Abzweig eine Schleuse.
Ich überlege noch ob ich mit den mittlerweile zwei anderen Booten überhaupt in die Schleuse passe, als die Schleusenwärter mich heran winken. Mit ein bisschen Korrektur hier und da passen wir dann alle in die Kammer. Einer vom Schleusenpersonal kommt zu mir und möchte wissen, ob ich weiter in den Kanal fahren oder im Passantenhafen bleiben möchte. "Ich möchte über Nacht im Hafen bleiben", antworte ich, was ihn sehr zu erfreuen scheint. Nach wenigen Zentimetern Fall, geht das talseitige Tor auf und wir können weiter fahren. Noch eine Brücke und dann habe ich die Stege auf der steuerbordseite erreicht.
Nachdem die beiden vor mir ihren Platz eingenommen haben, steuere ich die Box dazwischen an. Durch den böigen Wind nicht ganz einfach, aber mit Hilfe des netten Engländers von der Yacht vor mir, gelingt das Anlegemanöver schließlich. Etwa 14:30 Uhr und ich bin in Veendam angekommen.
Nachdem alle festgemacht haben und der Strom angeschlossen ist, kommt Bertus, Havenmeester und Brugwachter, auf seinem Skooter vorbei um jeden einzelnen von uns in seiner Stadt willkommen zu heißen. Liegegebühren brauche ich nicht zu bezahlen, lediglich für Dusche und Toilette sind 5 Euro fällig, sofern man diese in Anspruch nehmen möchte. Strom, WLAN und Wasser ist kostenlos, ebenso die Müllentsorgung durch den Hafenmeister. Er fragt mich, wann ich weiter möchte. "Morgen früh, so gegen 9 Uhr" sage ich. "Gut, dann sind wir um 9 Uhr hier. Es wird eine entspannte Fahrt von ca. einer Stunde mit den 33 Brücken und zwei Schleusen." ist die Antwort. Er gibt mir seine Visitenkarte mit dem Hinweis, ich könne jederzeit anrufen, wenn irgendetwas nicht in Ordnung sei. Da ich das erste Mal in Veendam bin, bekomme ich von ihm noch eine Stofftasche mit Informationsmaterial zur Stadt und Umgebung. "Das ist von der Gemeinde, damit du wiederkommst." Nachdem alles geklärt ist, mache ich mich auf den Weg, den Ort zu erkunden, esse "Appeltaart" und trinke einen "Koffie". In einem schönen Biergarten trinke ich noch ein Bier und gehe dann zurück zum Hafen.
Dort unterhalte mich noch einige Zeit mit dem Skipper des Nachbarbootes. Seine Frau und er kommen aus England, allerdings nicht mit diesem Boot, das liegt immer in den Niederlanden. "Wir leben auf der Yacht und bereisen damit ganz Europa." Ich finde, das ist eine schöne Art zu leben. Später gehe ich noch lecker Abendessen, gerade noch rechtzeitig, bevor das angekündigte Gewitter losbricht. Es schüttet wie aus Eimern und die Sturmböen werfen selbst die beiden großen Boote neben mir gegen die Stege. Ich bin froh, dazwischen und somit etwas geschützt zu liegen. Das Unwetter ist nach etwa einer Stunde vorbei und ich kann mich in die Koje legen.
Samstag, 06.06.2015
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Ich schlafe nicht so gut, um 4 Uhr bin ich schon wieder wach. Der Regen hat aufgehört, aber der Wind bläst nach wie vor kräftig. Der schmale Kanal in Kombination mit dem böigen Wind macht mir Sorgen. Für einen Augenblick überlege ich, ob es eine Alternative ist, zurück zum Winschoterdiep zu fahren um dann über den Dollard und die Ems weiter zu kommen. Den Gedanken verwerfe ich aber wieder, zu großer Umweg und die Ems ist auch nicht ohne. Was kann ich tun, einen Tag hier bleiben? Das ist auch keine Alternative, der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage das gleiche Wetter vorher. Also bleibt nur, sich so gut es geht auf die kommende Strecke vorzubereiten. Ich gehe schon um 5 Uhr duschen und frühstücke anschließend. Danach gehe ich etwa 500 Meter des zu fahrenden Kanals ab, die Straße verläuft direkt daneben. Ich möchte wissen, ob und wie der Wind in den tief gelegenen Kanal fällt. Auch die Beschaffenheit der beiden Ufer schaue ich mir an und die Abstände der vielen Brücken, die für mich geöffnet werden. Zurück auf dem Boot entferne ich die Seitenteile und die Rückwand der "Kuchenbude", um die Angriffsfläche für den Wind zu verkleinern und damit ich im Notfall überall ungehindert hantieren kann. Da das steuerbordseitige Ufer zum Teil aus Spundwänden besteht, bringe ich hier zusätzlich das Fenderbrett aus. Auf der backbordseite hänge ich die Fender so tief, das sie fast das Wasser berühren, da die dortige Uferbegrenzung nur wenige Zentimeter über dem Wasserspiegel steht. Auf beiden Seiten positioniere ich einen Bootshaken für den Fall der Fälle. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, ich werde ruhiger.
Pünktlich um 9 Uhr kommen die Brückenwächter, einer mit dem Fahrrad, der andere mit dem Skooter. Ok, jetzt zählt es, Leinen los, rückwärts aus der Box in den böigen Wind. Meine Vorbereitungen zahlen sich aus, die Windanfälligkeit hat deutlich abgenommen und ich komme gut um die nächste 90 Grad Biegung. Die erste Brücke ist noch nicht offen und ich muss aufstoppen, auch hier weniger Probleme als gedacht, Stuppi lässt sich recht gut in der Kanalmitte halten.
Kurz danach geht es weiter, die Brückenwächter haben ihre Choreografie voll drauf, ich muss nirgendwo mehr warten und komme überall super gut durch.
Etwa eine Stunde, 33 Brücken und 2 Schleusen später biege ich in den Stadskanaal ein. Der ist wieder deutlich breiter und ich bin froh, dass die Fahrt durch das Oosterdiep so gut geklappt hat.
Der Stadskanaal ist ruhig und entspannt zu fahren. Auch hier gibt es viele bewegliche Brücken und einige Schleusen, die von einem Heer von Brückenwächtern bedient werden. An der ersten Brücke werde ich gefragt, wohin es gehen soll. "Nach Ter Apel" sage ich. "Ok" ist die Antwort und die Brücke wird geöffnet. Weiter funktioniert das so, das Personal meldet mich von Brücke zu Brücke bzw. Schleuse telefonisch weiter und wenn ich die Geschwindigkeit einigermaßen einhalte, muss ich nicht einmal aufstoppen. Viele Brücken und alle Schleusen werden von Hand bedient. Die Schleusen bestehen aus Kammern, mit versetzt angeordneten Toren. Wegen des kleinen Hubs muss und kann man die Leinen nicht umlegen. Da der Jachthaven De Runde in Ter Apel ein Einfahrtstor hat, das nur 2,80 Meter hoch ist, beschließe ich, an der neuen Promenade anzulegen.
Hier wurde ein ca. 400 Meter langer Steg gebaut, der in der westlichen Hälfte mit im Boden eingelassenen Stromanschlüssen versehen ist. Der Hafenmeister von De Runde kommt morgens und abends vorbei um das Liegegeld zu kassieren. Meine Frau kommt mich besuchen, sie ist mit dem PKW fast gleichzeitig mit mir in Ter Apel angekommen. Wir schauen uns ein wenig den Ort an und gehen anschließend essen. Spät am Abend fährt sie wieder zurück. Ich bleibe noch lange auf und genieße das schöne Wetter. Da ich morgen einen "Hafentag" einlege und deshalb nicht so früh aufstehen werde gehe ich sehr spät in die Koje.
Sonntag, 07.06.2015
Es ist 8 Uhr als ich aufwache. Ich mache in aller Ruhe Frühstück und gehe erst einmal duschen. Der Weg dahin, zum eigentlichen Jachthaven, ist recht lang, aber ich nehme es als morgendlichen Spaziergang. Nachdem ich zurück bin, frühstücke ich und gehe dann den Ort und die nähere Umgebung erkunden. Auf Grund des Tipps eines niederländischen Radfahrers, mit dem ich am Morgen im Jachthaven einige Zeit gesprochen hatte, suche ich das beschriebene Kloster. Es liegt mitten im Wald, ist imposant und schön.
Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit, das Boot ein wenig aufzuräumen und in meinen Unterlagen zu lesen. Ich beschließe, ab hier eine alternative Route zu fahren. Ursprünglich wollte ich von Ter Apel über Coevorden und Almelo wieder nach Zutphen. Ich möchte aber nicht riskieren, wegen schlechten Wetters noch einmal irgendwo abwettern zu müssen. Also werde ich von hier durch den Haren Rütenbrock Kanal nach Haren, weiter über den Dortmund-Ems-Kanal, den Rhein-Herne-Kanal und den Rhein bis nach Emmerich fahren. Als Ziel für morgen setze ich mir den Ems-Yachtclub Lingen. Am späten Abend gehe ich im Ort essen und anschließend in die Koje.
Montag, 08.06.2015
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Wie immer bin ich vor dem Wecker wach. Ich mache mir mein Müsli und einen Kaffee. Während ich frühstücke, sehe ich auf der beweglichen Brücke, den Brückenwärter ankommen. Es ist 7 Uhr und die Brücken werden erst ab 8 Uhr geöffnet. Da ich Zeit habe, gehe ich dort hin und spreche den freundlichen Herrn an. Er ist gerade dabei eine große Kanne Kaffee für die Schicht zu kochen. "Ich würde gerne um 8 Uhr Richtung Deutschland fahren, geht das?" frage ich. "Aber klar" ist die Antwort, "komm einfach vor, dann mache ich die Brücke hoch und melde dich telefonisch weiter". Ich bedanke mich und gehe zurück zum Boot. Kurz vor Acht habe ich alles klar und mache die Leinen los. Kaum bin ich in Sichtweite der Brücke, geht die Ampel auch schon auf Rot/Grün und ich muss nicht einmal aufstoppen. Die nächsten Brücken und Schleusen werden nach dem gleichen Prinzip wie bisher bedient. Immer wenn man durch ist, wird man telefonisch weiter gemeldet, so dass üblicherweise keine Wartezeiten entstehen.
Ich rufe die Schleuse 1 des Haren-Rütenbrock-Kanals an, um nach dem Ablauf der Durchfahrt zu fragen. "Wenn die niederländischen Kollegen sie durch die Brücken leiten und sie denen gesagt haben, dass sie nach Deutschland wollen, rufen die mich an. Es geht also alles ganz automatisch." Sehr schön, wirklich gut organisiert das Ganze.
Kaum bin ich durch die Brücke Barnflair in den HRK abgebogen, taucht steuerbord eine Tankstelle auf. Diese hat zwar direkt am Wasser nur Diesel, aber an der Straße natürlich auch Benzin. Ich fülle beide Kanister und habe somit wieder eine beruhigende Reserve an Bord. Die Fahrt durch den Haren-Rütenbrock-Kanal ist völlig problemlos. Da der Kanal Video überwacht wird, öffnen die Brücken und Schleusen meist schon wenn ich mich ihnen nähere.
Vor der Ausfahrt aus der Schleuse Haren, zahle ich die 5 Euro für die Passage. Der Wasserstand im HRK scheint recht hoch zu sein, denn obwohl es abwärts geht, fließt über das bergseitige Tor reichlich Wasser nach.
Ab jetzt geht es auf vertrautem Gewässer weiter Richtung Süden. An der Schleuse Hüntel muss ich warten, die Kammer kommt gerade mit einem Fahrzeug zu Tal und ein Berufsschiff ist im Zulauf um zu Berg zu schleusen. Der Schleusenwärter hat mir schon mitgeteilt, dass ich mit dem zusammen hochschleusen kann. Die Wartezeit nutze ich, um im Ems-Yacht-Club Lingen anzurufen und nach einem Platz zu fragen. "Da liegt ein Plattbodensegler, dahinter kannst du liegen". Sehr schön, das wäre schon einmal geklärt. Nachdem der Dicke eingefahren ist, fahre auch ich ein und nehme die erste Leiter steuerbord. Trotz des böigen Windes klappt das ganz gut.
Auf Grund der geringen Entfernungen zwischen den weiteren Schleusen, bleibe ich hinter dem Dicken und schleuse in Meppen und Varloh mit ihm zusammen. Dann lasse ich ihn ziehen und biege backbord in die Zufahrt zum Ems-Yacht-Club Lingen ein. Der Platz hinter dem "Plattboden" ist nicht sehr groß, aber die Hafenmeisterin ist mir behilflich und kurz danach habe ich die Leinen fest. Noch die Formalitäten erledigen und dann etwas "anhübschen", denn meine Tochter kommt mich besuchen. Wir wollen zusammen essen gehen. Nach einem schönen Abend gehe ich in die Koje und schlafe sofort ein.
Dienstag, 09.06.2015
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Heute bin ich das erste Mal nicht vor dem Wecker wach geworden. Ich bereite das Frühstück vor und gehe duschen. Die Sanitäranlagen sind geräumig und sauber, Duschen kostet 1 Euro. Nach dem Müsli und der Tasse Tee mache ich die Leinen los und bin um 8 Uhr wieder unterwegs. Mein heutiges Ziel ist die "Alte Fahrt Fuestrup". Bis dahin sind es fünf Schleusen. An der ersten Schleuse, Gleesen, habe ich Glück. Ein Berufsschiff bereitet sich gerade auf die Einfahrt in die Schleusenkammer vor, als ich mich über Funk anmelde. "Da kannst du als zweites Fahrzeug mit hoch" kommt die Antwort von der Schleuse. Super, keine Wartezeit, hoffentlich geht das so weiter. Um es vorweg zu nehmen, es ging so weiter. Ich bleibe hinter dem Schiff und kann in Hesselte, Venhaus, Altenrheine, Rodde und Bevergern mit diesem zusammen schleusen. Es ist kurz nach 18 Uhr und ich bin in der alten Fahrt Fuestrup angekommen. Dort hatte ich im Laufe des Tages angerufen und nach einem Platz gefragt. "steuerbord ist alles was nach Box 65 kommt frei". Der Platz 89 hat die richtige Größe und den Steg auf der richtigen Seite. Das Anlegemanöver klappt auch alleine super.
Nach dem Festmachen, ziehe ich mich zum Abendessen um. Auf ein leckeres Essen hier im Hafenrestaurant habe ich mich schon den ganzen Tag über gefreut. Ich bin mit dem Boot mittlerweile zum dritten Mal hier und das Essen ist wirklich gut. Als kleines Beispiel hier mein Dessert, hausgemachtes Panna cotta.
Auf dem Weg treffe ich noch den Hafenmeister, der freundlicherweise auch nach "Dienstschluss" meine Anmeldung bearbeitet. Damit steht morgen einem frühen Start nichts mehr im Weg und ich gehe zeitig in die Koje.
Mittwoch, 10.06.2015
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Die Nacht ist ruhig und ich schlafe tief und fest. Wie so oft werde ich vor dem Wecker wach, es ist kurz vor 6 Uhr. Ich werde heute Morgen nur frühstücken und auf die Dusche verzichten, damit ich früh los komme. Nachdem ich die Seitenteile der Kuchenbude wieder entfernt habe, mache ich um 7 Uhr die Leinen los. Das Ziel heute ist der AMC Castrop im Rhein-Herne-Kanal oder die "Marina Flaesheim" im Wesel-Datteln-Kanal. Ich bin da noch unentschlossen, mal sehen, wie sich das zeitlich entwickelt. An Schleusen habe ich bis zum AMC nur Münster, bis Flaesheim Münster, Datteln und Ahsen. Der WDK mündet schon recht nah meinem morgigen Ziel, Emmerich, in den Rhein. Das ist ein Vorteil, der Nachteil ist, dass ich weder die Schleusen noch die Marina Flaesheim kenne. Aber jetzt geht es erst einmal Richtung Schleuse Münster. Wie immer melde ich mich über Funk an. "Die Mittelkammer kommt gerade mit einem Fahrzeug nach unten. Warte am Sportbootanleger, ich melde mich, wenn es weiter geht".
Nachdem das Fahrzeug aus der Kammer heraus ist, höre ich über Funk, wie sich ein weiteres Schiff zur Schleusung zu Tal anmeldet. "Das Sportboot im Unterwasser kann in die Mittelkammer" tönt es aus dem Funkgerät. "Die Mittelkammer kommt mit einem Sportboot nach oben" ist die Information an das nahende Berufsschiff. Also rein und gleich an der ersten Leiter steuerbord aufgestoppt. Klappt alles super, aber als ich so draußen stehe, sehe ich, dass es bis zur gelben Markierung doch etwas eng ist. Da ich ja alleine in der Kammer bin, verhole ich Stuppi zu der etwas weiter vorne liegenden Reihe Nischenpoller. Hier muss ich zwar umlegen, die Abstände zum nächsten Poller sind aber so komfortabel, dass das keine Probleme bereitet. Zu beachten ist, das der eigentliche Schleusenvorgang sehr langsam abläuft, also nicht ungeduldig werden. Nach der Ausfahrt geht es bis zum Dattelner Meer nun ohne Schleusen weiter. Aufstoppen muss ich aber trotzdem, so ein Wendemanöver dauert schon mal seine Zeit.
Auch die Fahrt durch diese Baustelle ist nicht ganz ohne. Ich habe mich vorher über Funk angemeldet, damit die kreuz und quer fahrenden Lastkähne wissen, dass ich hier unterwegs bin und um die Begegnung mit Talfahrern in der Baustelle zu vermeiden.
Kurz vor dem Dattelner Meer fällt die Entscheidung über die weitere Strecke, Rhein-Herne-Kanal, somit ist das heutige Ziel der AMC. Hier komme ich um 15 Uhr an und mache gleich an der Außenmole fest. Das ist mein zweiter Besuch mit dem Boot, deshalb kenne ich mich recht gut aus. Nach dem Festmachen gehe ich zum Hafenmeister und erledige die Formalitäten. Da ich heute Morgen auf die Dusche verzichtet habe und ich mich für das Abendessen umziehen will, gehe ich nun duschen. Dadurch kann ich morgen sehr früh los. Nach einem sehr guten Essen im Hafenrestaurant, setze ich mich gemütlich aufs Boot und schaue dem Treiben auf dem Wasser zu.
Irgendwann wird es doch zu kühl und ich gehe in die Koje.
Donnerstag, 11.06.2015
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Heute bin ich schon um 5:30 Uhr wach. Da ich gestern Abend geduscht habe, mache ich nach dem Frühstück um 6:30 Uhr die Leinen los und melde mich per Funk an der Schleuse Herne. "Geh erst mal an den Sportbootanleger, ich melde mich wenn es weiter geht". Also anlegen und warten. Es dauert aber nur ein paar Minuten bis sich die Schleuse meldet und ich in die Kammer einfahren kann. Kurze Zeit später bin ich im Unterwasser. Bis zur nächsten Schleuse, Wanne-Eickel, sind es nur sechs Kilometer. Hier habe ich Glück und kann sofort hinter der Eiltank 4 als zweites Fahrzeug in die Kammer. Ich beschließe, auf dem weiteren Weg hinter der Eiltank 4 zu bleiben. Dadurch habe ich bei den folgenden Schleusen, Gelsenkirchen, Oberhausen und Meiderich keine Wartezeiten. Überhaupt ist das Schleusen auf dem Rhein-Herne-Kanal wie immer entspannt, da das Schleusenpersonal wie immer sehr freundlich und hilfsbereit ist. Nachdem ich die letzte Schleuse passiert habe und im Duisburger Hafen angelangt bin, stoppe ich erst einmal auf und bereite das Boot für den „Ritt“ auf dem Rhein vor. Das heißt, alle Fender an Bord holen, alle losen Gegenstände auf der Plicht festzurren, die Luken schließen und die Leinen so festlegen, das keine ins Wasser rutschen kann. Dann geht es gemächlich Richtung Rhein. Vom Hafenkanal bis nach Emmerich sind es knapp 80 Kilometer. Als ich auf den Rhein hinaus fahre, ist der erstaunlich ruhig, obwohl schon ein ordentlicher Wind bläst. Also, den Hebel auf den Tisch gelegt und los geht es. Nach so vielen Tagen des langsamen und gemütlichen Fahrens auf den Kanälen macht es nun doppelt so viel Spaß, mal wieder richtig Gas geben zu können. So vergeht die Zeit bis Emmerich wie im Flug und ich mache um 15:30 Uhr nach 14 Tagen und knapp 750 Kilometern in Emmerich an meinem Liegeplatz fest.
Fazit:
Der Törn war anstrengend, besonders da ich Einhand unterwegs war,
wunderschön was die Landschaft und Häfen angeht,
aufregend wegen des doch heftigen Windes, der "Sturmtage", der beweglichen Brücken und handbedienten Schleusen
und sehr interessant, wegen der vielen Menschen, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin.
Es hat sich gelohnt!
Allzeit eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.